Vorsicht Falle. Nix Event.
Es ist ja im Moment äußerst populär, alles, aber auch wirklich alles, als Event zu bezeichnen. Da wollte auch die FAMAB Jury kein Spielverderber sein und maßte sich die Deutungshoheit über jegliche Form der Kommunikation an, koste es, was es wolle.
Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich war und bin in meiner Rolle als Vorsitzender von Juries immer großzügig und versuche dazu beizutragen, den Event-Begriff up-to-date zu halten. Nichtsdestotrotz, ein Minimum an Theorie schadet auch der Eventbranche nicht, selbst wenn sie sich jetzt Live-Kommunikation oder gar Direkte Wirtschaftskommunikation nennt.
Halten wir es mit dem Gabler Wirtschaftslexikon. Mindestens drei Kriterien muss etwas erfüllen, das sich als Event bezeichnen will: Interaktivität, Multisensorik, Inszenierung. Ganz ehrlich – weniger sollte es auch nicht sein.
So gesehen, liebe FAMAB-Jury, müssen wir unabhängig von jeder Qualitätsdiskussion die folgenden Medaillen leider wieder aberkennen.
#türauf. Ist toll, aber ein Hashtag.
Gazprom Kumpel Karte. Einfach mal den Titel lesen.
Social Bio Pic. Event???
Die drei ???. Mehr Fragezeichen geht nicht.
Just ROO it. Nur weil ein Känguru durchs Bild hoppelt ist es kein Event.
Damit wären es schon 5 Preise weniger. Gut so, denn in ihrer Auszeichnungswut hat die Jury wohl leider das Maß verloren.
Die Quote erinnert schon stark an den ominösen Galaxy Award aus den USA, der seit Jahren gefühlt mehr Projekte auszeichnet als überhaupt eingereicht werden.
Nächstes Mal sprechen wir dann über Qualität und Kreativität. Alles Gute!
Volltreffer. Exakt das habe ich auch gedacht. Nichts gegen die Kollegen von f+f (ich war auch mal einer), aber das ist wirklich NUR ein Hashtag und nichts anderes. Zumindest sieht die Doku so aus. Und bei den Fragezeichen ist das größte Fragezeichen: Wer war so dämlich, da mitzumachen? Überhaupt irgendwer? Dann habe ich noch ein generelles Problem mit der Prämierung von Kommunikation im Raum, aber das gilt leider für jeden Wettbewerb: Wie will man KiR-Projekte anhand von Filmen und Fotos eigentlich wirklich bewerten können, wenn der Raum drumrum nicht mit eingereicht werden kann? Wenn man als Juror nicht die volle Dramaturgie der Veranstaltung mitbekommt, sondern nur ein Best of? Das worst of sieht man ja nicht, sondern nur ein paar Hochglanz-Abziehbilder. Beziehungsweise können Veranstaltungen, die im Film nicht funktionieren (eben weil sie Kommunikation IM RAUM sind) trotzdem gute Veranstaltungen gewesen sein. Schwierig, das alles. Da haben es die Werber leichter. Ein Plakat ist ein Plakat, ein TV-Spot ein ebensolcher, der funktioniert auch vor einer Jury genauso wie im TV, weil es eben ein TV-Gerät im Jury-Raum gibt und somit der korrekte Rezeptionsrahmen geschaffen wird. Geht aber nicht bei Events. Da gibt es nur den Schatten an der Höhlenwand.
Lieber Tobias Stupeler,
tatsächlich ist es eine Herausforderung für jede Jury nur ein „Abbild“ aber nicht „the real thing“ sehen und bewerten zu müssen. Klar, dass „worst of“ bekommt man nicht gezeigt aber wenn das „best of“ schon nicht besonders war, ist das auch gar nicht mehr nötig.
Eine gute, erfahrene Jury nimmt den Film und hinterfragt das Projekt, Einreichertexte und Bilder werden zu Rate gezogen und ein guter Vorsitzender wird seine Kollegen immer darn erinnern, dass man nicht die Qualität des Filmes sondern die des Events (oder der Markeninszinierung) zu bewerten hat. Herzlich, MK