Digitale Betrunkenheit
So bezeichnete der „Mediaplanungs-Guru“ Christof Baron vor kurzem den Zustand der Marketingwelt. Hätte er die Eventbranche mal ruhig mit eingeschlossen. Denn auch in unserer Zunft herrscht eine „Digital Hysterie“ die ihresgleichen sucht. Digitale Events, Event-Apps und am schlimmsten: Hybrid Events. Ganz offensichtlich gilt nichts mehr von dem, was unsere Branche Jahrzehntelang als ihre größte Stärke ausgewiesen hat: der persönliche, interaktive Kontakt, im besten Fall multi-sensorisch inszeniert.
Damit keine Missverständnisse aufkommen: Ich bin überaus technik-affin, nutze digitale Endgeräte ab dem Moment wo sie auf den Markt kommen und wusste am Tag 1 was es mit dem Pokemon Go Hype auf sich hat. Aber: Im Zusammenhang mit Events, insbesondere B to B Events, sitzen viele Marktteilnehmer gerade (mal wieder) dem PR Getröte des „Marktführers“ auf und sind vor lauter Hysterie schon ganz hysterisch.
Entspannen Sie sich, liebe Eventmanager. Ihre Events müssen nicht um jeden Preis digital sein. Es reicht, neue Technologien dann und dort einzusetzen wo sie sinnvoll und sinnhaft sind. Event Apps sind nicht billig und oft weniger ergiebig als eine hübsche, gedruckte Broschüre. Hybride Events machen nur in den wenigsten Fällen Sinn, liefern miserable Kontaktqualität und sägen im schlimmsten Fall nicht nur ein Loch in die Kasse, sondern auch noch den Ast ab, auf dem wir sitzen. Streams sind lustig, vor allem wenn sie nicht von einem professionellen Kamerateam und einen Regisseur gemacht werden. Und wenn Sie versuchen eines meiner Seminare mit Periscope live zu stellen, bekommen Sie Ärger. Nicht nur wegen der Copyrights.
Wir werden sicher kein Seminar zu digitalen Events anbieten, denn dann wüssten wir ab 11 Uhr nicht mehr, was wir Ihnen noch sagen sollten. In unserem Bestseller Trendwatch (wieder am 10.10. auf dem Lehrplan) gibt es allerdings einen Abschnitt, in dem wir das Thema gründlich besprechen – und demaskieren. Das tun übrigens auch renommierte Wissenschaftler wie Prof. Dr. Rück (hier ein Video zum Thema) oder clevere Chefredakteure wie Christian Funk von der CIM (den Link zum Editorial und einen interessanten Beitrag im Heft finden Sie hier).
Ich hoffe sehr, dass die Spitze der „Inflated expectations“ (so nennen Trendforscher den Höhepunkt des Wahnsinns, danach kehrt Normalität ein) bald erreicht ist und wir „Digitalität“ als normalen und oft sinnvollen Baustein von Events einplanen können. Oder kommt es wie mit dem „Second Life“. Sie erinnern sich an diese Blase? Und raten Sie mal, wer dort eine der größten Dependancen hatte ?
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